Der Barbereich der NUL77 Skybar Der Barbereich der NUL77 Skybar
Foto: Christian Hornung
01.03.2024
Gastro

NUL77 Skybar in VENLO (NL)

Redaktion: Christian Hornung

Den ersten kleinen Aufstieg als Restauranttester des HINDENBURGER haben wir, zumindest nach der Lehre der Höhenmessung, schon beim zweiten Versuch ziemlich optimal hinbekommen. Unser erster Ausflug aus Mönchengladbach ins nahegelegene niederländische Nachbarland führte uns ja ins LEF in Reuver, Dieses sehr lohnende Ausflugsziel lag unter der Erde, in einem Gewölbekeller. Diesmal überzeugen wir uns vom Gegenteil: Es geht 35 Meter hoch in die NUL77 Skybar mit Blick über die Maas und ganz Venlo, sowohl tagsüber als auch abends optisch ein Spektakel.

Das gilt bei diesem Stylo-Restaurant in der sechsten und damit obersten Etage des Nedinsco-Turms (Das Unternehmen Nedinsco ist nach eigenen Angaben Weltmarktführer im Bereich der Opto-Mechatronic und macht auch komplizierteste Dinge sichtbar) neben der grandiosen Aussicht auf jeden Fall auch für das Interieur. Begrüßt werden wir von einer Mona-Lisa-Animation, die genüsslich an einer Red-Bull-Dose nippt. Und gleich danach fällt eine Lila-Leuchtreklame ins Auge, die vielleicht nicht ganz den höchsten Knigge-Ansprüchen standhält, aber das dürfte hier nun wirklich niemanden interessieren:

„BE A BADASS WITH A PHAT ASS“

steht da an der Wand rechts neben dem Eingang. Nach etwas längerer Google-Recherche erfahren wir, dass hier eine berühmte Bar in Oakland Vorbild war, die von Phat Nguyen geführt wird, was wiederum den vermeintlichen Rechtschreibfehler von FAT zu PHAT erklärt. Wir würden uns die Freiheit nehmen, den Leitsatz der Bars in Oakland und Venlo mal als Aufforderung zu übersetzen, sich ruhig auch mal böse danebenzubenehmen, nicht auf die Figur zu achten – und stattdessen einfach nur zu genießen.

Deshalb sind wir hier, und das gleich zweimal binnen zwei Wochen. Unser Debüt startet mutig: Wir bestellen als Aperitif ohne jegliche Idee von den Zutaten einen „Erotic Kiss“ und einen „NUL77Rocket“, jeweils 10,50 Euro. Beides mundet ausgezeichnet und entschädigt damit sofort für die ziemlich ausgedehnte Wartezeit von über zehn Minuten: Kokos, Himbeere, Wodka küssen meine Partnerin, bei mir landen Gin, Zitrusaromen, Orangenabrieb und Tonic hervorragend aufeinander abgestimmt im Glas.

Ab dem Frühjahr lassen sich diese beiden Getränke ebenso wie die Speisen danach übrigens noch ein paar Meter höher genießen, dann stehen Tische auf der Dachterrasse des Turms. Ein absolutes Highlight sollen die DJ-Gigs sein, die die Skybar schon mehrfach dort oben ausgerichtet hat: Bei YouTube kann man nachverfolgen, wie wunderbar die Musikmixe von „Nifra“ oder „Fisherman“ mit coolen Drinks harmonieren. Den Fisherman wählen wir jetzt als Motto für unsere Vorspeisen: Lachstatar (13 €), Torpedo Shrimps (9 €) und Calamari (10 €), preislich also schonmal alles absolut im Rahmen.

Ab dem Frühjahr lassen sich diese beiden Getränke ebenso wie die Speisen danach übrigens noch ein paar Meter höher genießen, dann stehen Tische auf der Dachterrasse des Turms. Ein absolutes Highlight sollen die DJ-Gigs sein, die die Skybar schon mehrfach dort oben ausgerichtet hat: Bei YouTube kann man nachverfolgen, wie wunderbar die Musikmixe von „Nifra“ oder „Fisherman“ mit coolen Drinks harmonieren. Den Fisherman wählen wir jetzt als Motto für unsere Vorspeisen: Lachstatar (13 €), Torpedo Shrimps (9 €) und Calamari (10 €), preislich also schonmal alles absolut im Rahmen.

Wir lassen alles gleichzeitig kommen, weil wir Fans des Foodsharings sind, gerne alles teilen und alles probieren. Das Lachstatar unter einer Haube von Zitrone und Wildkräutersalat ist optisch in Ringform sehr adrett angerichtet, nicht zu kleinteilig geschnitten und mit einer Kräuter-Crème-fraiche in Harmonie verbunden. Was zur Highclass fehlt, ist die Menge an Frischlachs. Johann Lafer empfiehlt ja zwei Drittel frischen und ein Drittel geräucherten Salmon für ein perfektes Tatar, dadurch kann man sich auch jegliches Salz sparen. Hier schmeckt das ganze Gebilde ziemlich geräuchert, was vielleicht den moderaten Preis erklärt - aber das geht besser.

Sehr schön kross sind die Shrimps im Teigmantel gelungen, sechs an der Zahl, innen zum Glück nicht zu trocken gebacken - und der leichte Kräuter-Mayo-Schmand-Dip dazu passt ganz hervorragend. Bei den fünf Calamari-Ringen gefällt die Würzmischung in der Panade, die insgesamt allerdings einen Tick zu fettig geraten ist. Dafür ist der Tintenfisch innen aber sehr schön bissfest und eben nicht so gummiartig, wie man ihn schon des Öfteren in China-Buffets ertragen musste. Beim zweiten Test, diesmal mit meinen Eltern, schwärmt meine Mutter in höchsten Tönen von der Tomatensuppe (7,50 €), die noch sehr schön sämig, extrem frisch schmeckend und in einer wirklich ordentlichen Portion nebst Topping aus Kräutern serviert wird. Top an diesem Abend ist auch das Hähnchen-Saté (13 €), zwei Spieße mit sehr zartem kräftig marinierten Hühnchenfilet an einer superaromatischen Erdnuss-Sauce und einem kleinen Gurken-Rucola-Salat.

Bei den Hauptgängen verzichten wir auf die vermeintlichen beiden Highlights dieser Bar, die uns der höflich-witzige Keller empfiehlt: Es gibt hier tatsächlich die Art von Steaks, für die Ex-Bayern-Star Franck Ribéry von großen Teilen der Internetschlaumeier übelst beschimpft wurde: Ein Golden Tomahawk Steak und ein 400-Gramm-Ribeye mit Karottenpüree und dunkler Sauce - mit 24-Karat-Goldstaub. Ribéry soll damals 1.100 Euro bezahlt haben, da sind die 190 € (Tomahawk) und 150 € (Ribeye) hier in Venlo geradezu geschenkt. Trotzdem können wir nicht so ganz den Sinn und Zweck des Goldes auf dem Essen nachvollziehen (es ist ja im wahrsten Sinne geschmacklos) und nehmen lieber die Burger: Einmal Dry Aged Black Angus mit Barbecuesauce, Cheddar, Bacon, Tomaten, roten Zwiebeln und dankenswerterweise nicht mit diesem grünen, krausen und wässrigen Blattsalat, sondern nussigem Rucola (19 €). Und einmal Chicken Burger mit sehr viel in Joghurt-Senf getränktem Salat, Gurken, Zwiebeln, Tomaten, alles super-saftig und abgerundet durch krosse, aber leichte Körner-Buns sowie einmal Landhaus-Pommes und einmal frittierte Süßkartoffelstifte.

Zwischenfazit:
Die Küche beherrscht die Art von Aromatik, die in so einer Lokalität zu erwarten ist. Hier ist nicht das Feine und Filigrane, sondern eher das Polternde zu Hause, quasi die rechte Gerade direkt in den Gaumenbereich. Erreicht wird das durch sehr intensive Dips und Cremes, durch Bestandteile wie Cheddar, Barbecue- und Erdnusssauce oder geschmolzene Tomaten. Darunter leidet manchmal aber etwas die Genauigkeit: So war der Rindfleischburger trotz Medium-Bestellung viel zu durch und die Calamari nicht ausreichend vom Frittierfett befreit. Dass hier aber auch ohne einfach gut gekocht werden kann, bewies die ganze Dorade im Pergamentpapier gedünstet (21 €), die mein Vater sauber filetierte und ausdrücklich lobte: Purer frischer Fisch mit Kräutern und Gemüse, ohne Bratfett, ohne Kruste – top! Auch der Wildkräuter-Salat mit Hähnchenbrust (17 €) mit leichtem Joghurt-Dressing bestand den Test meiner Mutter mit Bravour.

Dass Fisch „schwimmen“ muss, wie der Rheinländer gern den ausreichenden Genuss von Wein und Bier zu dieser Art von Mahlzeit beschreibt, wird hier im Falle des Weines leider etwas erschwert: Sowohl der Chardonnay als auch der Sauvignon Blanc (je 6,50 €) sind zwar schön kühl und vollmundig, kommen aber leider jeweils in einer Spatzenportion, bei wir uns fragen, ob die 0,1-Liter-Grenze touchiert wird.

Dass Fisch „schwimmen“ muss, wie der Rheinländer gern den ausreichenden Genuss von Wein und Bier zu dieser Art von Mahlzeit beschreibt, wird hier im Falle des Weines leider etwas erschwert: Sowohl der Chardonnay als auch der Sauvignon Blanc (je 6,50 €) sind zwar schön kühl und vollmundig, kommen aber leider jeweils in einer Spatzenportion, bei wir uns fragen, ob die 0,1-Liter-Grenze touchiert wird.

Schöner Trost zum Abschluss:
Der Moscow Mule und der Espresso Martini (je 10,50 €) sind vom hochprofessionell shakenden Thekenpersonal perfekt gemixt. Später erfahren wir noch: Der Barkeeper ist der heimliche Star des überwiegend jungen und super-hippen Publikums (neben uns sitzen beispielsweise zwei Fußball-Profis von VV Venlo).

Unser persönlicher Star ist die Mischung aus einer tollen Location, einem völlig korrekten Preis-Leistungs-Verhältnis bei gutem Essen und sehr guten Getränken – und dazu noch dieser einmaligen Aussicht über die Dächer von Venlo.

NUL77 SKYBAR
Nedinscoplein 7C
5912 AP Venlo
Niederlande
Tel.: +31-77-7703312
E-Mail: info@nul77skybar.nl
https://nul77-skybar.business.site
instagram.com/nul77skybar
Geöffnet: Montag bis Sonntag, 17 - 23 Uhr